Michael Köllner, Klavierlehrer Freiburg

Warum haben Sie Rolfing® ausprobiert? Wie haben Sie es entdeckt? 

Familiär geprägt habe ich mit 7 Jahren begonnen Klavierunterricht zu nehmen. Ich spielte regelmäßig und übte bis zu meinem Abitur bis zu 5 Stunden am Tag. Irgendwann stellten sich Rückenschmerzen ein, die sowohl in alltäglichen Bewegungen als auch beim Üben deutlich zu spüren waren. Es ging so weit, dass ich bestimmte Stücke nicht mehr spielen konnte, obwohl ich sie monatelang und intensiv trainiert hatte. Dazu gehörte Rachmaninoffs Prélude Op. 23, Nr. 5 mit einem Mittelteil, der der linken Hand einen durchgehenden, langen Lauf abverlangt. Ebenso Chopins berühmtes und schwieriges Prélude Nr. 1 in C. Bei beiden Werken musste ich nach einigen Takten bzw. nach ein paar Seiten aufhören, weil die Schmerzen im Rücken und die dadurch zunehmende Verkrampfung der Muskulatur in den Armen so dermaßen stark wurden, dass ein weiteres Spielen unmöglich war. Ich musste stoppen und die Arme ausschütteln. Meine Lehrer konnten mir nicht helfen, zumal der Unterricht vom Blickwinkel her weniger auf die Gesamtheit Körper-Geist-Seele ausgerichtet war, sondern sich fast ausschließlich auf die technische Aspekte des Klavierspielens konzentrierte.

Faszienarbeit war in den 80ern noch kein bekanntes Thema. So schleppte ich mich also von Therapie zu Therapie, trieb Sport, trainierte Muskeln, es wurde eine Skoliose festgestellt und ich bekam Schuhsohlenerhöhungen. Alles brachte ein bisschen Linderung, löste aber das Kernproblem nicht. In den 90ern hörte ich zufällig zum ersten Male etwas von Rolfing® und ging auf die Suche. In Deutschland noch relativ unbekannt, gab es sogar drei TherapeutInnen, die dies in Freiburg anboten. So nahm ich Kontakt mit der Rolferin™ Ulrike Trescher auf und entschied mich, die 10 Sitzungen zu absolvieren.

Haben Sie vor dem Rolfing® andere Therapien ausprobiert?   

Natürlich habe ich all das probiert, was die Krankenkassen als gut und wirksam verkauft und finanziell unterstützt haben: Physiotherapie, Massagen, Reizstrom-Behandlungen, unzählige Arztbesuche. Doch schon in jungen Jahren wusste ich aus eigener leidvoller Erfahrung, dass man neben den von Krankenkassen anerkannten Therapieformen auf die Suche gehen muss, um gesund zu werden. Und ich wusste auch: wirkliche Hilfe bedeutet, es selber zahlen zu müssen. Ich habe Rolfing® aus eigener Tasche bezahlt, was für mich als freiberuflicher Klavierpädagoge und Künstler schwierig war. Aber ich habe es nie bereut!

Wie hat Ihnen Rolfing® geholfen?

Am Anfang wurden Vorher-Nachher-Fotos geschossen und eine Anamnese meines Zustandes und meiner Problematik gemacht. Die Rolferin® sagte, dass es Zeit brauchen werde, aber die 10 Rolfing®-Sitzungen würden ausreichen, um meinen Zustand zum Guten zu verändern. Soweit ich mich erinnere, fanden die Sitzungen alle 2 bis 3 Wochen statt. Ich konnte relativ schnell eine Veränderung in der Wahrnehmung meines eigenen Körpers spüren, das innere wie auch das äußere Auge wurde genauer und tiefer. Vor allem das Gefühl der Aufrichtung des Körpers bzw. der Wirbelsäule stellte sich schnell ein. Damals lief ich mit einem ständig auf den Boden ausgerichteten Blick umher. Mir was das bewusst, aber ich konnte es nicht wirklich verändern. Kaum dachte ich nicht mehr daran, war der Blick schon Richtung Boden gewandt. Durch das Rolfing® wurde mein Kopf aufgerichtet und mein Blick waagrecht – ich schaute nach vorne. Ein ganz tolles Erlebnis für mich, der zu der damaligen Zeit in den 90er Jahren in einer massiven psychischen und körperlichen Krise steckte. Rolfing® öffnete im wahrsten Sinne des Wortes den Horizont. Es öffnete mir einen Zugang zu meinem Inneren.

Nach den intensiven Rolfing®-Sitzungen ging ich jedes Mal für ca. eine Stunde spazieren. Die Manipulation des Fasziengewebes und der Muskulatur lösten psychische Blockaden, die ich dann auch in einer Psychotherapie auffangen ließ.

Nach diesen 10 Rolfing®-Sitzungen nahm ich mir den Rachmaninoff vor. Ich hatte ihn bis dato jahrelang nicht mehr angerührt. Und es war unfassbar – obwohl ich ihn seitdem nicht mehr gespielt hatte, konnte ich auf Anhieb den Mittelteil spielen, ohne Verkrampfung der Hand und des Armes, ohne Schmerzen, ohne Fehler, als wäre die linke Hand gelöst worden. Auch Chopins Etude konnte ich seitenweise durch seine nicht enden wollende Läufe spielen. Die Rückenschmerzen waren weg. Sie blieben auch weg, und das über 10 Jahre lang. Die Schuhsohlenerhöhung habe ich zu Beginn des Rolfings® rückgängig machen müssen, brauche sie auch bis heute nicht mehr.

Gerne möchte ich als kurzes zweites Beispiel die Geschichte einer befreundeten Tänzerin beschreiben:

Eine Freundin und Ballett-Mittänzerin hatte einen schweren Autounfall mit Schleudertrauma erlitten. Damals befand sie sich in den letzten Zügen ihres Studiums und musste ihre Abschlussarbeit schreiben. Doch der Unfall machte ihr einen Strich durch die Rechnung, Schreiben und Arbeiten am PC waren undenkbar. Sie war kurz davor, das Studium abzubrechen. Die konventionellen Behandlungen schlugen bei ihr kaum an. Ich empfahl ihr Rolfing® auszuprobieren. Nach einigen Monaten bedankte sie sich bei mir – denn sie konnte mit Hilfe des Rolfings® die Unfallfolgen so schnell überwinden, dass sie ihre Arbeit schreiben und ihr Studium beenden konnte.

Meine 10 Rolfing®-Sitzungen sind nun über 25 Jahre her. Inzwischen haben sich wieder einige körperliche Dysbalancen eingestellt, weswegen ich immer mal wieder einige Sitzungen nehme.

Wie hat Rolfing® ihr Leben beeinflusst?

Die einschneidenden Erfahrungen mit Rolfing® haben meine Art und Weise, wie ich denke, arbeite und mein Können und Wissen als Klavierpädagoge weitergebe, sehr beeinflusst. Ich bin nun seit über 30 Jahren in diesem Beruf tätig, und meine Art zu unterrichten, den Menschen am Klavier wirklich zu „sehen“ und ihm zu begegnen, ist unter anderem sehr von Rolfing® geprägt. Mein Blick ist ganzheitlich geworden. Ich habe seit meinen Rolfing®-Erfahrungen viele meiner eigenen SchülerInnen zum Rolfing® geschickt, und jeder hat davon auf die eine oder andere Art profitiert.

Ich bin der Auffassung, dass jeder, der ernsthaft ein Instrument spielen möchte (ganz allgemein sich künstlerisch ausdrücken möchte), sich durch Rolfing® zu einer besseren, leichteren, ausgewogenen Körperhaltung bringen lassen kann. Eleganteres Spielen und  Leichtigkeit in den Bewegungsabläufen sind einige der positiven Konsequenzen. Die Energie kann besser fließen, und viele der Probleme, die durch längeres Üben entstehen können, stehen mit meinem Wissen um Rolfing® längst nicht so massiv im Vordergrund und erfordern deutlich weniger Aufmerksamkeit. Und was benötigt man denn mehr, um seine Emotionen durch den eigenen Körper zu zeigen oder durch ein Instrument hörbar machen zu wollen als reibungslos fließende Energie.

https://www.klavierunterricht-freiburg-koellner.de